10. Februar 1966

Hirtenschreiben der polnischen Bischöfe an die Gläubigen des Landes

Original-Übersetzung aus dem Polnischen

Den Seelsorgern und Gläubigen sowie allen Menschen guten Willens übersenden wir brüderliche Grüße im Herrn.

Wir Bischöfe der Kirche Christi, denen die Worte gelten: „Gehet hin und lehret!“ fühlen uns verpflichtet, zu Euch zu sprechen, die Ihr zusammen mit uns das Volk Gottes bildet, in einer Situation, die von besonders großer Bedeutung für das Leben der Kirche ist, sowie zur Bezeugung ihrer Einheit. Die katholische Kirche hat in den letzten Jahren auf dem 2. Vatikanischen Konzil das machtvolle Wirken Gottes erlebt.

Das Konzil war nicht nur das größte Ereignis der letzten Epoche für die Kirche selbst, sondern es gelang ihm, das Interesse der ganzen Christenheit zu wecken und sogar in gewissem Maße der ganzen Welt. Auch bei uns konnten wir ein außergewöhnliches Interesse am Konzil und eine opferbereite innere Anteilnahme bei den Gläubigen selbst feststellen. Es war zu erwarten, dass unsere Aufmerksamkeit nach Beendigung der Konzilsberatungen sich noch stärker auf die Werte und neuen Inhalte hinwenden würde, welche auf dem Konzil aus dem Hl. Geiste und unseren Bemühungen erwachsen sind.

Wie es aber dem menschlichen Geist entspricht, so bewegt ihn am meisten immer das Neueste und das Letzte. Gleich nach dem Konzil kamen auf uns neue Probleme zu, die in das Denken der Polen tief eindrangen und ein weites Echo in der Welt gefunden hatten. Diese neuen Probleme sind im tiefsten religiöser Art und in ihrem Wesen ein Anliegen des Konzils und des Ökumenismus, zugleich aber ein Anliegen, das uns Polen angeht, nämlich die Feier unseres Milleniums. Dieses Anliegen wurde ausgelöst durch unseren Brief an die deutschen Bischöfe beider deutscher Staaten. Dieser Brief ist einer unter den 56 an den katholischen Episkopat der ganzen Welt gerichteten Briefe aus Anlass der Tausendjahrfeier der Christianisierung Polens.

Wir wissen um die große Bedeutung, die unser Schreiben in den vergangenen Wochen und Monaten gewonnen hat, wie segensreich die bisherigen Früchte und Ereignisse sind, nicht nur für unsere Nation, sondern wie sie gleichfalls dazu beigetragen haben, die beunruhigenden nachbarlichen Spannungen in unserem europäischen Bereich zu mildern.

Unser Brief fand in der internationalen öffentlichen Meinung eine überaus hohe moralische Wertung, nicht nur der katholischen Kreise, sondern auch in den protestantischen sowie bei allen Menschen guten Willens, einschließlich einiger kommunistischer und atheistischer Kreise. Die gesamte zivilisierte Welt zollt den polnischen Bischöfen die höchste Anerkennung für ihren Mut als Christen und Oberhirten, indem sie den Brief an die deutschen Bischöfe im gegenwärtigen Augenblick als eines der wichtigsten Friedensdokumente bezeichnet. Sie nennt diesen Brief geradezu ein Dokument, welches mutig praktische Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen zieht und die lebendige Gegenwart in der heutigen Kirche bezeugt. Unser Brief entspricht im wahrsten Sinne des Wortes den Friedensbemühungen des Hl. Vaters Paul VI., unternommen aus reinster Absicht, der Welt geistige und moralische Hilfe zu bringen.

Wir verstehen, dass alle Aspekte der deutsch-polnischen Nachbarschaft vergangener Jahrhunderte und vor allem die grauenhaften und ungeheuerlichen Erlebnisse des letzten Krieges das ungewöhnliche Interesse an dem Brief erweckte und erhöhten, mit welchem wir, uns an die katholischen Bischöfe und die Gläubigen in den deutschen Ländern gewandt haben. Dieses Interesse hat in unserem Vaterlande weite Kreise der Öffentlichkeit ergriffen. Darum halten wir es für unsere ernste Pflicht, uns mit den nachfolgenden Worten an alle zu wenden, die auf sie warten.

Unseren Brüdern im Priesteramt danken wir für die geistige Einheit, die sie mit uns bewahrt haben. Den gläubigen Katholiken zollen wir Worte der Anerkennung für ihre würdige und vertrauensvolle Haltung. Jenen ungläubigen Brüdern, mit denen wir die humanitas und die Vaterlandsliebe teilen, die ernsthaft nach der Wahrheit suchen und imstande sind, das Gute dieser Vorhaben zu erfassen, sagen wir ein herzliches Grußwort und behalten nicht in der Erinnerung fest, was mache in der ersten Erregung und Entrüstung sprachen und taten.

In der Polemik, die um die wichtigsten Probleme entstanden ist – obwohl diese selbst nicht immer auf dem ihnen geziemenden Niveau gehalten wurde – treten in den Vordergrund Fragen, zu denen wir jetzt zurückkehren müssen, nachdem sich die Spannungen der unbeherrschten Gefühle im Abklingen befinden: dies erst erlaubt uns, in Ruhe die Probleme richtig ins Blickfeld zu nehmen. Lasst uns die Anliegen in folgende drei Punkte fassen:

1. die Stellung polnischer Bischöfe zu unseren Grenzen.

2. Die Frage, in wessen Namen wir gesprochen haben, und

3. das große Problem, das in den Worten eingeschlossen ist: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“

Ad 1. Das Problem der Grenzen und das Wohl des Vaterlandes.

Wir, wir polnischen Bischöfe, dürfen nicht einmal die Annahme zulassen, dass uns in Polen irgendein ernst denkender Mensch Landesverrat und Verrat der Lebensinteressen des Vaterlandes nachsagen könnte. Obwohl ähnliche uns entehrende Vorwürfe gemacht wurden und zwar in der Presse, vor der Jugend in manchen Schulen, vor Arbeitnehmern, auf vielen Versammlungen, fühlen wir überhaupt keine Verpflichtung, solche Vorwürfe zurückzuweisen. – Die tausendjährige Geschichte des katholischen Polens beweist, dass der Klerus mit den Bischöfen an der Spitze immer von dem Geiste einer gesunden Vaterlandsliebe durchdrungen war und diese immer wieder kraftvoll förderte. Was uns angeht, die wir vor euren Augen leben und arbeiten, so könnt Ihr selbst unvoreingenommen unser Handeln beurteilen. Es liegt im Wesen unserer Arbeit, dass sie die Fundamente für die höchsten Werte einer Nation baut und dadurch das ganze Staatsgefüge stärkt; denn es gehört zu ihren Erziehungszielen, den Menschen zum guten Staatsbürger heranzubilden.

Wir wissen sehr wohl, dass für die ganze Nation das Territorium des Vaterlandes eine Voraussetzung für die Existenz des Staates als solchen ist. Wir haben das Problem unserer Grenze an Oder und Neiße nie zur Diskussion gestellt, da wir unseren gegenwärtigen Besitzstand als eine Frage von „Sein oder Nichtsein“ unseres Staates ansehen.

Diese Haltung haben wir des Öfteren zum Ausdruck gebracht und insbesondere in der letzten Zeit bei der Durchführung der Feierlichkeiten des 20. Jahresgedenkens der kirchlichen Organisationen in den Westgebieten.

Unseren Brief an die deutschen Bischöfe sehen wir als eine Fortsetzung der Aussagen in Allenstein und Breslau. Als solchen haben ihn auch die bedeutenden Staatsmänner der Welt angesehen. Den geistigen Schmerz, den wir ertragen mussten, legen wir ohne Protest zum Kreuz unseres bischöflichen Amtes. Wir äußern zugleich die Befriedigung darüber, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die gesunde Vernunft über die Voreingenommenheit Oberhand gewonnen hatte und dass die maßgeblichen Kreise davon Abstand nahmen, uns eines antinationalen und eines im Gegensatz zu den Staatsinteressen stehenden Vorgehens zu beschuldigen. Diese gesunde Einstellung entspricht einzig und allein der polnischen Staatsraison. Alle anderen Behauptungen, die uns Bischöfe als Gegner des heutigen Besitzstandes Polens darstellen, können nur dazu beitragen, der eigenen Sache Schaden zuzufügen.

2. In wessen Namen haben wir gesprochen?

Aus unterschiedlicher Einstellung des Denkens und Wollens heraus hat man die Frage aufgeworfen, in wessen Namen die polnischen Bischöfe sprechen und vor allem, in wessen Namen sie vergeben und in wessen Namen sie um Vergebung bitten. Wir haben nicht von dem Standpunkt der historischen Wissenschaft gesprochen; denn das ist nicht die Aufgabe dieses Briefes. Wir wünschen den deutschen Bischöfen vor allem unsere wechselseitigen tausendjährigen geschichtlichen Bindungen zueinander in Erinnerung zu bringen – um dann in ernsten Worten an all‘ das Unrecht zu erinnern, das unsere Nation erfahren hat. In der Antwort der deutschen Bischöfe begegnet uns das Bewusstsein dieser schmerzlichen Tatsache. Die Kritik sucht also völlig zu Unrecht im Hirtenbrief nach einer rein historischen Methode. Unser Schweigen über die kulturelle Zusammenarbeit mit dem Osten ist begründet. Hätten wir einen Brief an die orthodoxen Bischöfe geschrieben, so hätten wir dies an gegebener Stelle erwähnt.

Wir traten nicht im Namen aller Polen auf, auch nicht im Namen der Nation im weltlichen noch im politischen Sinne. Obwohl die polnische Nation in der absoluten Mehrheit katholisch ist und ihre Zugehörigkeit zur Kirche bekundet, halten wir Bischöfe uns nicht für die politischen Führer der Nation. Unsere Berufung ist eine andere. Wir sind die Vertreter der Kirche Christi in der polnischen Nation. Unser Recht auf Vertretung reicht soweit, insoweit der nationale Geist Polens innerlich verwachsen ist mit dem Zugehörigkeitsgefühl zur katholischen Kirche.

Wir sprachen als Vertreter der katholischen Gemeinschaft innerhalb der polnischen Nation, und das Recht zu dieser Stimme nahmen wir aus unserer Sendung von Christus her, aus dem Dienst, wie wir ihn in der Kirche vollziehen. Das Recht zu sprechen nahmen wir aus Eurem Glauben und der Treue derjenigen, denen wir dienen wollen, nicht in politischer Klugheit, nicht durch Aufbau dieser oder jener Gesellschaftsordnung, sondern dadurch, dass wir den Weg zu Christus aufzeigen. Da aber der Weg zu Christus durch das tägliche Leben führt, haben die alltäglichen Dinge immer ihre moralische Verbindung mit Tatsachen der Erlösung und erfordern die Einführung der Ordnung Christi, die eine Ordnung der Klugheit und der Gnade Gottes ist. Keiner von denen, die sich nicht zur lebendigen Verbundenheit mit der katholischen Gemeinschaft bekennen, möge meinen, dass wir auch in seinem Namen gesprochen hätten. Im Übrigen sind die polnischen Bischöfe Bürger der Nation, und als solche haben sie die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen Bürger auch.

3. Wir sagten: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“.

Wir alle waren Zeugen eines Völkermordes, der vor Jahren unser Land heimsuchte. Die Mehrheit der damaligen Bischöfe und polnischen Priester musste Konzentrationslager, Gefängnisse und verschiedene Bedrängnisse erleiden. Wir sprechen zu all‘ den Menschen, die das alles in Erinnerung haben und zu der Jugend, der die fürchterlichen Dinge zur Kenntnis gebracht werden. Es wunder uns keineswegs, dass nach unserem Wort „Wir vergeben“ eine so große Erregung ausgelöst wurde. Wir wundern uns nicht, wir bitten jedoch um ein nochmaliges, ruhiges Überdenken dieser Frage.

Wir haben nicht die Absicht, diejenigen zu belehren – obwohl wir dies im apostolischen Geiste gerne täten -, welche alles nach ihrem eigenen menschlichen Maß messen. Wir wenden uns an die Menschen, die glauben, dass Jesus Christus, der auf Erden lebte, die ewige Klugheit Gottes, Gott selbst und die Wahrheit ist. Wir wenden uns an die, die den Worten Christi glauben. Und Christus sagt, dass er der Menschheit ein neues Gebot bringt. Sein Gebot ist schwer: „Ein neues Gebot gebe ich Euch, dass Ihr einander liebet (Joh 13, 34)“. Im Bereiche des Gebotes der Liebe befindet sich das schwierigste Element: ein Gebot, das es in keiner anderen Religion gibt, ein Gebot, das auf rein menschliche Art schwer durchzuführen ist: das Gebot der Feindesliebe: „Liebet Eure Feinde, tuet Gutes denen, die Euch hassen (Mt 5, 44).“ Vielen erscheint dies im Gegensatz zum menschlichen Denken zu stehen, besonders dann, wenn ihr Denken sich lediglich im Bereich des Irdischen bewegt und die Hilfe der Gnade zu jeder guten Tat ausschließt, und im Besonderen bei der schwierigsten aller guten Taten. Aber dieses Gebot ist eine Vorbedingung jeglicher Hoffnung, ist Antrieb zu allen Bemühungen, die den sozialen Fortschritt zum Ziel haben sowie die Lösung scheinbar unüberwindlicher Schwierigkeiten.

Der Herr hat uns vergeben und wird uns bis zur letzten Stunde unseres Leben vergeben.

Wir sagten: „Wir bitten um Vergebung“.

Hat die polnische Nation einen Grund, unseren Nachbarn um Vergebung zu bitten? Sicherlich nicht. Wir sind überzeugt, dass wir als Nation im Laufe der Jahrhunderte dem deutschen Volke kein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Unrecht getan haben. Aber wir teilen auch den christlichen Grundsatz, der jüngst in einigen literarischen Werken hervorgehoben wurde, dass „es keine unschuldigen Menschen gibt“ (Albert Camus). Wir sind überzeugt, dass, wenn auch nur ein einziger Pole sich als unwürdiger Mensch erwiesen hat, wir schon einen Grund zu dem Wort hätten: „Wir bitten um Vergebung“, wenn wir eine Nation von edelgesinnten und großmütigen Menschen sein wollen, eine Nation einer besseren Zukunft.

Wir kennen die Gestalt des guten Papstes Johannes, den man den „Pfarrer der Welt“ nannte, der durch sein ganzes Leben, das er in Leiden beschloss, seine Leiden für alle aufopferte und alle Menschen ohne Unterlasse für die kleinsten Vergehen seines Lebens um Vergebung bat.

Zu Beginn der großen Fastenzeit steht deutlich vor uns das Bild des Kreuzes, und stehen uns näher die Wunden des leidenden Christus. Möchten wir doch etwas lernen für unser Denken und Handeln aus den Wunden Jesu, aus welchen das Gebot der Liebe und Vergebung erwachsen ist: dieses nämlich hat der ganzen Menschheit das Heil gebracht. Hineingehend in den Gedankenkreis der großen Fastenzeit, in dem Jahr, in dem die Feier der Großen Novene endet, - und gleichzeitig in dem Jahr, in welchem die tausendjährige Geschichte unseres Bundes mit dem Kreuze Christi abschließt, lasst uns nach Golgatha gehen und auf Maria, die schmerzensreiche Mutter Jesu schauen. Indem wir uns an ihre Seite unter dem Kreuz stellen, in geistiger Verbundenheit mit Maria, werden wir die Herrschaft Gottes in uns und den Auftrag der Nation vielleicht besser und leichter erfassen können. Dann werden wir auch die Bitte des Herrengebetes vollkommener verstehen: Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben.

In der ganzen polnischen Nation, die ihre Tausendjahrfeier erlebt, möge der Friede Christi und eine aufbauende Eintracht, die da sind die notwendigen Voraussetzungen für die freudenvolle Feier des Milleniums, als Unterpfand unserer christlicher und nationalen Zukunft zur Herrschaft gelangen.

Treue und gläubige Christen! Wir haben damit die schwierigste Prüfung unserer Denkungsart aufgegeben gegenüber dem Gewissen, gegenüber der Allgemeinen Kirche, gegenüber der Menschheit, sogar gegenüber der ganzen Welt. Es soll ein jeder von uns sich selber die Frage beantworten, wie er durch diese Feuerprobe hindurchgekommen ist? Ist er imstande, sie im christlichen Geiste zu durchdenken und zu beurteilen? Unser Glaube muss in unserem privaten Leben manchmal innere Anfechtungen durchmachen. Er muss auch zum „Schauspiel für Menschen und Engel“ werden, wie die Heilige Schrift sagt.

Wir beobachten, wie die heutige Welt eine Krise der starren, nur von Menschen gesetzten Maßstäbe erlebt. Diese Maßstäbe beweisen ihre Unzulänglichkeit für die Lösung der sozialen Fragen, noch mehr für die Lösung der internationalen Konflikte. Dort wo menschliche Satzungen versagen, amtliche Behördenträger und Instanzen nicht zur Verständigung kommen und hilflos bleiben, dort – jenseits der offiziellen Politik und Feindschaft – wünschen die Menschen guten Willens zur Verständigung zu gelangen, indem sie sich, über Grenzen, Sprachen und Gesellschaftsordnungen hinweg, zur Großen Familie der Menschen bekennen. Zur Entdeckung dieser Erkenntnis, die über die Zukunft entscheiden wird, hat in ungewöhnlichem Maße der unvergessene Papst Johannes XXIII. beigetragen. Der Heilige Vater Paul VI. führt dieses Werk energisch fort. Er scheut sich nicht, sogar auf dem Forum der Vereinten Nationen aufzutreten, wo ihn alle Nationen der Welt mit Anerkennung und Erleichterung empfingen.

Auch dies hatten Wir im Sinne, als Wir an die deutschen Bischöfe schrieben. Wir wollten ihnen sagen, dass, wenn nach tausend vor allem für uns bitteren Jahren wir als Nachbarn miteinander leben sollen, dies nur im Wege einer gegenseitigen Verständigung geschehen kann, die nicht nur auf menschliche Satzungen begründet ist, sondern auf das Gewissen und die Seele der Nationen, vor allem jener, die zur Katholischen Kirche gehören.

Wir hatten den christlichen Mut, der deutschen Öffentlichkeit klar ihre Sünden gegenüber unserem Volke aufzuzeigen. Wir sind überzeugt, dass unsere Anklage zugleich ein Aufruf war zur Sühne und Änderung seiner Denkungsart für die Zukunft. Wir hatten die Worte der Vergebung für diejenigen ausgesprochen, die ihre Schuld einsehen und den guten Willen zum friedlichen Zusammenleben mit uns haben: die begreifen, dass die Gebiete, die wir besitzen und in Mühe bewirtschaften, von alters her nicht nur unsere Piastenheimat sind, sondern auch eine Notwendigkeit für unsere Existenz. Wir haben so vergeben, wie Christus auf dem Kreuze vergeben hatte, und durch das Geheimnis des Kreuzes hat er allen vergeben: auch uns, die Wir zu Euch sprechen und Euch, die Ihr Uns zuhört.

Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes komme auf Euch herab, auf unser ganzes Vaterland und bleibe bei Euch. Amen!

Gegeben auf der Konferenz des polnischen Episkopats in Warschau am 10. Februar im Jahre des Milleniums 1966.

Unterschrieben von allen auf der Konferenz versammelten polnischen Bischöfen.

Quelle

Golombek, Oskar : Die katholische Kirche und die Völker-Vertreibung, Wienand-Verlag, Köln 1966, S. 230 – 237.